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Birgit Erven, die Leiterin der Kita St. Josef geht in den Ruhestand:Die Kinder standen für mich immer im Vordergrund

Nach 21 Jahren als Leiterin der Kita St. Josef in Langenfeld, geht Birgit Erven in den Ruhestand. Das Wohl der Kinder und deren individuelle Förderung hatten für sie immer Priorität.
Datum:
20. Sep. 2021
Von:
Susanne Höger

Eine Ära geht zu Ende

2021-09 Abschied Birgit Erven

„Der Abschied war der Hammer“, sagt Birgit Erven voller Begeisterung. „Wir haben gefühlt eine Woche gefeiert!“ Alle waren da. Mit Überraschungen, frohen Wünschen und Abschiedsworten bedachten der Träger, die Kooperationspartner, die Eltern, das Team und natürlich die Kinder die scheidende Kita-Leitung.
Überwältigt war sie von den selbstgemachten kulinarischen Geschenken der Eltern. Mit viel Liebe wurden Öle, Marmeladen und Chutneys hergestellt: „Wenn ich mir etwas davon heraushole, erinnere ich mich an die schönen Momente. Ich habe wiederbekommen, was ich gegeben habe.“
So ein Abschied ist nicht leicht. Als Birgit Erven selbst ein paar Dankesworte an ihr Team richtet, kullert die ein oder andere Träne. Seit dem 01.08.2021 hat Manuela Eifler ihre Nachfolge angetreten und leitet die Kita St. Josef.

Erzieherin aus Leidenschaft

Dass sie irgendwann beruflich etwas mit Kindern machen wollte, war für Birgit Erven früh klar. Bereits in ihrer Jugend war sie in ihrer Heimatgemeinde St. Josef in die Jugendarbeit eingebunden. Nach der Schule absolvierte sie ihre Ausbildung in Opladen und machte 1977 ihren Abschluss. Dann ging es wieder nach Langenfeld: Nach ihrem Anerkennungsjahr in St. Josef arbeitete sie dort als Erzieherin. Wechselte nach einiger Zeit in die Kita Christus König und wurde später Leiterin. Als 1985 ihre Tochter geboren wurde, machte sie ein halbes Jahr Pause. Im Jahr 2000 berief Pfarrer Dr. Rentrop sie zur Leiterin im Kindergarten St. Josef, wo sie bis jetzt tätig war. „Das war genau der Job, den ich immer haben wollte“, sagt Birgit Erven rückblickend. Individualität und Einzigartigkeit jedes Kindes standen für sie im Vordergrund. Sie hat in ihrer Zeit als Leiterin viele Kinder begleitet, sie auf die Schule und das Leben vorbereitet.

Fortschritt im Kindergarten

Die Weiterentwicklung der Kita war Birgit Erven sehr wichtig, dabei berücksichtigte sie stets die christlichen Werte. Aktivitäten wie eine Kirchenerkundung mit Taschenlampe oder das Zelebrieren von christlichen Festen waren Schwerpunkte.
Im Jahr 2008 hat sie als erste Leitung in Langenfeld das Familienzentrum aufgebaut. Nach wie vor ist der Kindergarten zertifiziertes Landesfamilienzentrum von NRW und bietet viel Programm, unter anderem Rückenfitness und Selbstverteidigungskurse. Alle angebotenen Aktivitäten sind für Kita-Kinder und deren Eltern kostenlos. Außerdem gibt es Angebote für Kinder und Familie aus dem Umfeld, die teils mit einem geringen Kostenaufwand verbunden sind. 

Begleitet hat Birgit Erven den Umbau und Neubau der Kita. Ab 2010 wurde dadurch Kindern ab zwei Jahren der Besuch der Kita ermöglicht. Die Verantwortung nahm zu und für das neue Konzept musste die pädagogische Arbeit komplett umgestellt werden. Das gelang durch Fortbildungen und das Engagement der Erzieherinnen. Eine anspruchsvolle und zeitgemäße Betreuung anzubieten war und ist ein großes Thema. „Das Team war da oft am Limit“, erinnert sie sich. Doch auch hier hat sie sich eingesetzt und versucht, jedem aus dem Team die Fortbildungsmöglichkeiten und Aufmerksamkeit zu geben, die erforderlich war.
In den neuen, gemischten Gruppen haben größere Kinder Verantwortung übernommen und die Kleinen als Paten betreut. Das fördert von Anfang an die Selbständigkeit. 

Ebenfalls für die Eltern, deren Bedürfnisse sich im Laufe der Zeit verändert haben, war Birgit Erven da: „Sie sollen sich bei uns nicht nur wohl, sondern verstanden fühlen. Denn auch in schwierigen Situationen finden wir eine Lösung.“
Kinder sind immer länger in der Kita und sehen die Erzieherinnen mehr als die eigenen Eltern. „Deshalb ist es entscheidend, dass sie absolutes Vertrauen in uns als Erzieherinnen setzen können,“ erklärt die Langenfelderin. Dass es ihr gelungen ist, zeigt die Tatsache, dass ehemalige Kindergartenkinder inzwischen selbst ihre Kinder bringen und sich aktiv im Förderverein oder Elternrat engagieren.
Die ehemalige Leiterin stand zu allen in Kontakt: zu den Eltern, den Kinder, dem Träger, der Verwaltung und den Kooperationspartnern. Dazu gehörten unter anderem die Bücherei, die Feuerwehr und die Schützen; genauso das CBT-Haus und die katholischen Grundschulen. Mit den Seniorinnen und Senioren im CBT-Haus wurde gemeinsam gebacken, in der Bücherei konnten sich die Kinder vorlesen lassen und mit Kantor Matthias Krella haben sie in der Früherziehung einen Einblick in die Musik erhalten.

Mit dem pädagogischen Umbruch kam eine deutliche Zunahme an Verwaltungsaufgaben. Zuerst wurden sie noch an der elektrischen Schreibmaschine bewältigt, später am Computer, mit dem sich die scheidende Kita-Leitung Stück für Stück angefreundet hat, genau wie mit der Digitalisierung. „Schließlich muss man mit der Zeit gehen“, sagt sie.

Schon früh morgens war sie im Büro anzutreffen, um danach mehr Zeit für die Kinder zu haben. Manchmal hat sie Kinder mit ins Büro genommen, um ihnen Abwechslung zu bieten. „Gerade für Kinder, die den ganzen Tag in der Kita sind, ist es sinnvoll, mal aus der üblichen Routine rauszukommen und einen Moment Ruhe genießen zu können. Das klappt im Büro ziemlich gut“, erklärt sie.
Auch sonst waren ihre Ideen immer kreativ, egal ob beim Basteln oder Experimentieren; Gitarre spielen oder Tomaten pflanzen. Ein Highlight, das sie ins Leben gerufen hat, ist das jährliche „Vater- und Kind-Zelten“.  

Kurz vor Schluss kam Corona

Corona hat vieles verändert. Die Eltern sah man in dieser Zeit nicht, da sie die Kita nicht betreten durften. Manche Kinder sind gar nicht in den Kindergarten gekommen. „Wir haben versucht, das Familienzentrum in dieser Zeit so gut es geht weiterzuführen“, erklärt die ehemalige Leiterin. Jedes Wochenende hat sie Mails an die Eltern geschrieben, um den aktuellen Stand zu kommunizieren.
Damit alle weiterhin an der Gemeinschaft teilhaben konnten, hat sich das Team eine Reihe von Aktivitäten überlegt. Dazu zählten Forschertage und Online-Sport genauso wie Bastelangebote und Arbeitsblätter für zuhause, alles altersgerecht aufbereitet. Viel Spaß hat es den Erzieherinnen gemacht, kleine Videos zu drehen und sie dann online zu stellen, zum Beispiel über die „Heiligen drei Könige“. Auch Fotos aus der Kita wurden regelmäßig verschickt.

Was kommt jetzt

Auch wenn weniger Termine im Kalender der 63-jährigen stehen, ist der Tag trotzdem immer strukturiert. Langeweile ist für sie ein Fremdwort und ihre Energie ist ungebremst. Wer sie kennt, sieht sie häufig mit ordentlichem Tempo durch Langenfeld radeln und das bei Wind und Wetter. Sport gehört zu Birgit Ervens Alltag, egal ob Walken, Boot fahren oder Langlauf. Letzteres ist eine ihre Lieblingsbeschäftigungen, wenn sie Zeit in ihrem Ferienhaus in Finnland verbringt. Das Haus am See hat sie mit ihrem Mann gemeinsam gebaut und bereits viele Ferien dort verbracht. Sogar für ein Sabatical-Jahr war das Ehepaar in Finnland. Die Ruhe und Einsamkeit waren für sie der perfekte Ausgleich zum trubeligen Kita-Leben. „Hier sammle ich Beeren und Pilze, hacke Holz, lese und wandere“, schwärmt sie. Eben „Sisu-Feeling“ pur. Jetzt kann sie hinfahren, wann sie möchte. Um mit ihren finnischen Freunden noch intensiver zu kommunizieren und diskutieren, belegt sie gerade einen Aufbaukurs in Englisch.

Ganz wichtig ist ihr die Familie. Zu Eltern, Tochter und den beiden Enkeln hat sie einen engen Kontakt. Mit ihrem 94 Jahre alten Vater plant sie gerade, Saxophon spielen zu lernen. Im Kindergarten hat sie die Seiten gewechselt: Als Oma geht sie weiterhin ein und aus, wenn sie ihren Enkel Lars begleitet. „Mit Kommentaren und Tipps halte ich mich bewusst zurück“, sagt Birgit Erven. „Jetzt sind andere dran und andere machen es eben anders.“ Nachfolgerin Manuela Eifler, die die Kita in ihrem Sinne weiterführt, hat sie einen dicken Ordner mit Infos hinterlassen und steht jederzeit zur Verfügung, wenn diese ihren Rat braucht.

Sehr froh macht sie, dass ihr die Eltern über Generationen so großes Vertrauen entgegengebracht haben und ihr das Wertvollste anvertraut haben – ihre Kinder.
Die Erzieherin hinterlässt Spuren in den Herzen dieser Kinder, aber auch in denen der Eltern und aller, die über so viele Jahre gemeinsam mit ihr zusammengearbeitet haben. „Ich hatte viel Glück im Leben“, sagt Birgit Erven abschließend.

Stimmen zum Abschied von Birgit Erven:

Erzieherin Rita Köhler hat fast 21 Jahre mit Birgit Erven gemeinsam in der Kita gearbeitet: „Was ich an Birgit Erven besonders mochte war, dass alles im Team beschlossen wurde. Nach dem Motto: Wir sitzen alle im gleichen Boot.“

Manuela Eifler, jetzige Kita-Leiterin in St. Josef: „Sie hat eine Wertschätzung für alle Menschen, egal ob groß oder klein.“