Gemeindewallfahrt (Bericht):Pilger der Hoffnung

Ob das meine erste Gemeindewallfahrt wäre, fragten mich einige Mitwanderer auf dem Weg. Ja, tatsächlich. In den vergangenen Jahren kamen mal ein Paralleltermin, mal eine Pandemie dazwischen. Und in diesem Jahr wäre der angedrohte ergiebige Regen für den Tag eine gute Ausrede gewesen. Aber mit guten Schuhen, ausreichend Hoffnung, vorsorglich Blasenpflaster und vor allem regenfesten Sachen sollte das Vorhaben gelingen. Das sahen 30 Mitpilger, teils schon Jahrzehnte dabei, teils auch das erste Mal, ähnlich.
Von Richrath nach Hapelrath
Und so begrüßte uns Vorbereitungsteam (Schwester Roswitha, Theresa Fliegert, Ingo Zimmermann) zum eröffnenden Impuls in St. Martin. Der Tag stand - wie auch das Heilige Jahr 2025 - unter dem Leitwort "Pilger der Hoffnung". Dieses Motto nahmen wir auf den Weg, auf dem sich aber auch immer wieder Gelegenheit zu ausgedehnten Gesprächen mit Bekannten und (noch) Unbekannten ergeben sollte. In meinem Fall war es so, dass ich so ins Gespräch vertieft war, dass ich mich plötzlich längs der Güterzugstrecke fand und nicht mehr genau wusste, auf welchem Weg wir eigentlich dorthin gekommen waren. Schon mal ein gutes Zeichen.
Fast pünktlich erreichten wir Hapelrath, wo zwei Pilgerinnen die Möglichkeit nutzten, sich uns anzuschließen. Außerdem begrüßten wir den ersten Regenschauer, leider vier Stunden früher als geplant. So verschoben wir den ersten Impuls und stärkten uns mit Obst, das im Begleitfahrzeug bereitstand.
Von Hapelrath über Imbach nach Claashäuschen
Und damit ging es endgültig aus Langenfeld hinaus, und tatsächlich klang der Regen erst mal ab, wobei uns die Wetter-Apps eher wenig Hoffnung für den weiteren Pilgerweg verhießen. Hinter der Wupper stand der erste steilere und enge Anstieg an, der uns quer über eine Kuhweide zum traditionellen Stopp beim Landcafé Flocke in Imbach (mit der ebenso traditionellen Stachelbeer-Baiser-Torte) führte. Dort trockneten wir uns ein wenig ab und holten den ersten Impuls nach. Jeder bekam ein Zitat zum Thema "Hoffnung" mit auf den Weg, dass das - gerne mit eigenen Gedanken - beim nächsten Halt in Claashäuschen mit der Gruppe geteilt werden konnte.

Von Claashäuschen nach Dürscheid
In Claashäuschen profitierten wir von einem geschlossenen Café, dessen Terrasse aber immerhin überdacht war. Der neuerliche Regen führte zu der "Anordnung", ab jetzt die Wetter-Apps zu ignorieren. Aber man konnte die Sache ja auch positiv sehen: Der nun folgende Weg oberhalb des Wiembachtals ist recht offen, was bei der Testwanderung für das Vorteam an einem sonnigen Tag recht unangenehm war - für uns war es angenehmer, und so eröffnete sich auch bei trübem Himmel die "Schöne Aussicht" auf das Rheintal mit wiederholtem "Domblick" (wobei wir die gleichnamige Straße bereits einige Kilometer vorher gekreuzt haben). Den kleinen Umweg hoch nach Lützenkirchen mit einer weiteren Verpflegungsmöglichkeit schenkten wir uns, folgten dem Wiembach aufwärts nach Dürscheid, wobei der Weg sehr eng und für einige auch anspruchsvoll wurde. "Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen..." - dieser Liedtext, den wir später in Dürscheid singen sollten, wäre hier definitiv unpassend gewesen.
Von Dürscheid nach Altenberg
In Dürscheid stand die dritte und letzte Station im Zeichen des Gottesmutter, bevor wir die Regenpause zu einem Gruppenfoto nutzten. Altenberg war jetzt nicht mehr weit, aber der größte Höhenunterschied des Tages (hoch nach Straßerhof/Blecher) lag noch vor uns. Meine Füße ließen inzwischen doch mal zart anklingen, dass die eine oder andere Blasenbildung im Bereich des Möglichen liegen könnte, aber auch der Oberschenkel kündigte schon mal an, wo ich anderntags mit Muskelkater zu rechnen haben würde. Ich weiß nicht, wie es den anderen ging, aber wenn, ließ sich keiner was anmerken. Schließlich war spätestens in Blecher das Ziel nahe, und nach dem direkten, steilen Abstieg den Schulberg hinab tauchte der Altenberger Dom von seiner schönsten Seite auf, dem "Prinzenblick". Man sagt, dass dem preußischen Kronprinz damals genau diese Stelle gezeigt wurde, um ihn für die Renovierung des verfallenen Doms zu gewinnen. Er soll die Gelder zugesagt haben, wenn seine evangelische Kirche den Dom mitbenutzen dürfe. Ich würde davon ausgehen, dass der Prinz besseres Wetter hatte, aber auch im Regen ist die Aussicht beeindruckend.
Und so kamen wir dann brutto 7 Stunden und einem durchaus guten Tempo (Nettozeit unter 6 Stunden) im leeren und nassen Altenberg an - und da wir noch über eine Stunde bis zur Vorabendmesse hatten, traf sich ein guter Teil der Gruppe im Domladen, dem wohl wärmsten und trockensten zugänglichen Ort in Altenberg.
Die Pilgermesse konnten wir dann mitgestalten und uns mit eigenen Fürbitten einbringen. Eine weitere Fürbitte nach Meinung des Papstes kam noch hinzu. Da Altenberg ein Ort ist, in dem man den Jubiläumsablass im Rahmen einer Pilgerreise gewinnen kann, fehlt uns dazu tatsächlich im Wesentlichen nur eine zeitnahe sakramentale Beichte.
Abschluss im Pfarrheim St. Martin
Danach ging es dann mit dem Bus zurück nach Richrath, wo die Pfadfinder noch mit uns gegrillt haben. Für nächstes Jahr haben die Pilger den "Auftrag" bekommen, wiederzukommen und noch jemanden mitzubringen, auf dass wir dann zwei Busse chartern müssen.
Es lohnt sich auf jeden Fall, denn neben den Impulsen kommt man in lockerer Atmosphäre mit Gemeindemitgliedern in Kontakt und ist auch ein guter Weg für die, die Anschluss zur Gemeinde suchen. Und vor dem Weg muss man keine Angst haben: Natürlich sollte man sich ein wenig vorbereiten, aber Ingo Zimmermann hatte Recht: Er ist für jeden machbar.