Kritz-Stiftung:Gutes tun - Das Beispiel Maria Kritz

Gutes tun, das möchten viele Menschen. So auch Maria Kritz, die 1992 im hohen Alter von 96 Jahren in Langenfeld verstarb, und die mit ihrem am Lebensende gespendeten Vermögen bis heute Gutes tut. Sie hatte es nicht leicht, ein großer Teil ihres Lebens war geprägt von drastischen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen, wie wir sie uns heute kaum noch vorstellen können.
Geboren wurde Maria Kritz am 23. September 1895 in Hamburg. Damals gab es in Deutschland noch einen Kaiser (Wilhelm II.) und eine solide Goldwährung. Im zarten Alter von 18 Jahren erlebte sie 1914 den Ausbruch des Ersten Weltkriegs, mit 23 Jahren die Novemberrevolution 1918, die Gründung der Weimarer Republik und die Einführung des Frauenwahlrechts, das am 19. Januar 1919 erstmals bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung wahrgenommen werden konnte. In den folgenden Jahren musste sie mitansehen, wie eine unvorstellbare Geldentwertung, die große deutsche Inflation 1922/23, die Ersparnisse der Menschen vernichtete und das Geldwesen zerrüttete. Zehn Jahre später bei Hitlers Machtübernahme war Maria Kritz 37 Jahre alt. Im bald folgenden Zweiten Weltkrieg verlor sie ihr gesamtes Hab und Gut.
Mit knapp 60 Jahren kam Maria Kritz nach Langenfeld. Sie war gelernte Säuglingsschwester, alleinstehend, nie verheiratet, kultiviert. Bis zum 70. Lebensjahr arbeitete sie als Hausdame in „höheren Kreisen“ (hohe Militärs, Diplomaten, Beamten), organisierte Haushalte und arrangierte Gesellschaften, erzog Kinder, sprach fließend Englisch, Französisch und Italienisch (eine Zeitlang hatte sie mit einer amerikanischen Familie in Rom gelebt). Und sie war offensichtlich sparsam, konnte sich ein beachtliches Sparvermögen im sechsstelligen Bereich aufbauen.
Sie fühlte sich der katholischen Pfarre St. Josef in Langenfeld verbunden, insbesondere dem damaligen Pastor Paul Schatten, ohne jedoch eine regelrechte Kirchgängerin zu sein. Dankbar griff Maria Kritz auf kircheneigene Räumlichkeiten zurück, zum Beispiel den Kolpingraum, um ihren Geburtstag zu feiern. So auch ihren 95. Geburtstag mit über 40 Gästen, darunter auch Pastor Schatten. Die Vorbereitungen für ihre Feier traf sie selbst, und sie deckte auch selbst die Tische zur Feier ein.
Maria Kritz war ein sozial denkender und handelnder Mensch. Als alleinstehende Frau machte sie sich Gedanken, was nach ihrem Tod aus ihren Ersparnissen werden sollte. Und sie handelte rechtzeitig. Als sie am 18. Juli 1992 im gesegneten Alter von 96 Jahren verstarb, verfügte sie in ihrem Testament, dass die Kapitalerträge aus ihrem hinterlassenen Vermögen von Pastor Schatten für Bedürftige verwendet werden sollten. Pastor Schatten suchte eine Institution, die drängende soziale Aufgaben wahrnahm, um diese mit den Zinsen in Höhe von 20.000 D-Mark aus dem Kritz-Vermögen zu unterstützen. In Zusammenarbeit mit dem damaligen Kämmerer und Sozialdezernenten der Stadt Langenfeld, Winfried Graw, entschied man sich für den SkF (Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Langenfeld). Beim SkF gab es damals Überlegungen, einen Mittagstisch für Obdachlose einzurichten, die jedoch wegen fehlender finanzieller Mittel nicht umgesetzt werden konnten. Das gelang nun dank Maria Kritz und ihrer großzügigen testamentarischen Verfügung.
Seit über 30 Jahren erhält der SkF Langenfeld nun schon regelmäßig finanzielle Zuwendungen aus der Kritz-Stiftung, die seit der Fusion der Langenfelder Kirchengemeinden 2011 vom Kirchenvorstand St. Josef und Martin treuhänderisch verwaltet wird. Dank breit gestreuter Wertpapieranlagen konnten auch in Zeiten der Null- und Niedrigzinspolitik immer wieder Kapitalerträge aus der Kritz-Stiftung an SkF Langenfeld für besondere caritative Zwecke ausgeschüttet werden.
So übergab am 2. Oktober 2025 der Kirchenvorstand, vertreten durch Michael Flanhardt (geschäftsführender Vorsitzender), Hanni Jakobs (Kämmerin) und Dr. Bernd Sprenger (Vorsitzender des Finanzausschusses), erneut einen Scheck über 10.000 Euro an die Geschäftsführerin des SkF Stephanie Krone und die Vorsitzende des SkF Dr. Eva-Maria Kaufmann unter Beisein des Ersten Beigeordneten der Stadt Langenfeld Christian Benzrath. Das Geld soll, so Stephanie Krone, wie in den vergangenen Jahren dem Betreuungsverein des SkF zugutekommen. Die finanzielle Zuwendung dient damit der Unterstützung besonders bedürftiger Menschen.
Gutes Tun, auch über den Tod hinaus. Die Langenfelderin Maria Kritz hat gezeigt, wie man es machen kann.
* Der Autor Dr. Bernd Sprenger ist promovierter Volkswirt und Vorsitzender des Finanzausschusses des Kirchenvorstandes St. Josef und Martin Langenfeld