Zum Inhalt springen

Fritz:Arm inmitten einer reichen Stadt

Eine Fahrradtour durch Langenfeld
DSC_1654
Datum:
22. Aug. 2019
Von:
Fritz Dusch

Im Fußgängertunnel am S-Bahnhof schiebt eine ältere Frau ihr Fahrrad, an beiden Seiten mit Körben bepackt. Trotz des Sommerwetters trägt sie einen langen Wintermantel, mühsam steigt sie die Treppe hinauf. Zielstrebig geht sie zu einem Abfallkorb, wühlt mit ihren behandschuhten Händen darin herum und holt daraus zwei leere Getränkedosen und eine Tüte. In der Tüte scheint etwas Essbares zu sein, achtlos von anderen weggeworfen. Sie setzt sich auf eine Bank und isst das hervorgeholte Brot hastig. Ein beklemmender Anblick. Ich gehe auf sie zu und frage: „Kann ich Ihnen helfen?“ Sie schaut mich mit ihren Augen freudlos an und sagt kein Wort, keine Regung. Ich fühle mich hilflos. So lebendig und sichtbar erfahre ich die Bedeutung des Wortes „Armut“.

Armut, mitten in Langenfeld! Auf meiner Tour treffe ich in einem Park auf eine Gruppe von Frauen und Männern, die mir freundlich den Fahrradweg frei machen, auf dem sie stehen. Hier im Park scheinen sie ihr ganz eigenes Leben zu führen, ein Leben außerhalb gewohnter Normen. Unwillkürlich fällt  mein Blick auf ihre Kleidung und mir fällt auf, wie deutlich im schuldenfreien Langenfeld die materielle Armut sichtbar ist! Zu wenig für Essen, Kleidung und Wohnraum, das bedeutet Ausgrenzung.  Diese Menschen können am gesellschaftlichen Leben nicht teilnehmen.

Aufstehen und Hilfe schaffen

Meine Fahrt führt mich an der Kirche St. Josef vorbei und weiter zum Rathaus. Schon seit Bibelzeiten ist das Problem der Armut bekannt. „Weil die Elenden Gewalt leiden und die Armen seufzen, will ich jetzt aufstehen, spricht der Herr, und Hilfe schaffen, dem, der sich danach sehnt“ (Ps. 12,6). Der Herr schafft Hilfe, er spendet Trost und Zuversicht. Doch uns hat er aufgetragen: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Unsere Kirche steht auf drei Säulen: Diakonie, Verkündigung, Liturgie. Diakonie bedeutet „Dienst am Nächsten“.

Armut ist ein gesellschaftliches Problem. Es gibt es viele Institutionen in Stadt und Kirche, die denen helfen, die Hilfe suchen. Kirche ist Teil unserer Gesellschaft, Armut dürfen wir nicht zulassen. Und auch das Rathaus mit seiner Vielzahl von Dienststellen bietet solche Dienste an, in Wohnungsnot, Schulden oder Lebensschicksalen. Sind all diese Bemühungen wirkungslos?

Ehrenamtliche Hilfe

Weiter geht es für mich zum Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) an der Immigrather Straße. Rainer Sartoris, Leiter der Wohnungslosenhilfe, erläutert: „Die Armut beginnt im Finanziellen. Die Betroffenen verlieren den Bezug zur Gesellschaft, weil sie ohne ausreichende Mittel nicht daran teilnehmen können!“ Der SkF hilft hier ein wenig: Das „Café Immi“ bietet ab 9 Uhr frischen Kaffee. Es hat bereits seine Stammkundschaft, die Kaffee beim gemeinsamen Gespräch genießt. Ehrenamtliche bereiten Mittagessen, ebenfalls zu kle